PAINTING OF THE 21st CENTURY
Der 1961 in Salzburg geborene Lois Renner, der Malerei und Fotografie miteinander verbindet und bereits weltweit museale Beachtung gefunden hat, ist mehr als ein zeitgenössischer Künstler. Der Meisterschüler von Gerhard Richter hat in seinen vielschichtigen Kunstwerken die Malerei mit all ihren Inhalten in modernster Technik neu „erfunden“. Dafür bedient sich Lois Renner einer fortschrittlichen Bildsprache innerhalb unserer digitalisierten Gesellschaft, die Tag für Tag Millionen von Bildern produziert und konsumiert: „Ich musste mich von der klassischen Malerei abwenden und etwas komplett Anderes schaffen, um die neue Malerei wie Phoenix aus der Asche zu zeitgemäßem Leben zu erwecken“. Diese Erneuerung der Malerei ist ihm mehr als gelungen, wie seine derzeitige Ausstellung in Salzburg beweist.

Mit monumentalen Arbeiten zeigt der mittlerweile in Wien ansässige Renner sein Können als einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler Österreichs.
Grundlegender Gedanke, der das Schaffen des Künstlers kennzeichnet, ist die Frage nach den Charakteristika der Gegenwart, nach Sinn und Inhalt der heutigen Welt, welche er zukunftstauglich in eine komplexe Bildwelt komprimiert. Davon zeugt auch seine Vorgehensweise, die ebenso facettenreich wie aufwendig ist. Am Anfang einer ganzen Reihe von Arbeitsschritten steht ein Miniaturmodell seines Ateliers. Malerei, Objekte und reale Personen werden im Modell und am Rande sorgsam arrangiert. Dieses Rennersche Raummodell dient als Grundlage für das digitale Verschmelzen von Malerei und Fotografie. „Seine Bilder schreiben ihm eine Schlüsselposition im Diskurs über die Wirkungsweisen, Eigenschaften, Grenzen und Möglichkeiten der beiden Medien zu“, so der Salzburger Museumsdirektor Dr. Martin Hochleitner über den Stellenwert des Künstlers, dessen Arbeiten zuletzt im Petit Palais Paris neben Künstlerfotografien von Picasso bis Jeff Koons zu sehen waren.
Auch wenn sich Lois Renner als Maler sieht und er das Ergebnis seines Schaffens als „malerische Fotografie“ bezeichnet, so ist die Technik seiner Werke dennoch ein modernes, gestochen scharfes Printverfahren aus der Fotografie. Im Gegensatz zu der für die Fotografie typischen Vervielfältigung ist jedoch konsequenterweise jedes Werk ein Unikat, das Malerei und Fotografie vereint. Der Kurator des Belvedere Museums in Wien, Harald Krejci, definierte die Bilder, die von einer immensen Kraft der Imagination zeugen, sogar als „Malerei des 21. Jahrhunderts“.
Die repräsentative Werkserie Bibi (2014), die sich mit Bibliotheken – Orten der Wissensverdichtung und ‑konservierung – befasst, beweist eindrucksvoll, wie der Künstler verschiedene historische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Epochen miteinander verwebt. Das Notebook als Bilddetail verweist dabei auf den heutigen „Ort“ von Wissenszentrierung. Die detailreichen Bildwelten des Künstlers lassen das geschulte Auge zahlreiche biografische und kunsthistorische Verweise erkennen. „Im Schlüsselwerk Pallas Athene und der Kentaur (2015) lädt Lois Renner den Mythos in sein Modell. Wie in allen Mythen geht es dabei um Grundsätzliches: Schicksal und Autonomie, Körper und Maschine, Trieb und Moral. Lois Renner mischt in seinen Modellen diese inhaltlichen Referenzen immer wieder neu“, erklärt die Kunsthistorikerin Dr. Ortrun Veichtlbauer. Auch in Lois und der Faun (2016) hinterfragt er die Physis der antiken Skulptur des Barberinischen Fauns als Protagonisten in einer zeitgenössischen Welt – ohne dabei den Betrachter zu vergessen, der immer aufgefordert ist, auch selbst in den Bildraum einzutreten.