„ICH MÖCHTE,DASS ES MIR SELBST GEFÄLLT“
Peter Pongratz ist nicht nur ein genialer Künstler und Meister seines Faches, sondern einer, mit dem man auch sehr gut diskutieren und von dem man viel über die Malerei erfahren kann. Und – er ist einer der wenigen Kunstschaffenden, die nie in Konventionen erstarren oder gar der Selbstzufriedenheit anheimfallen.

Der Künstler Peter Pongratz (aufgewachsen in Graz, mit burgenländischen Wurzeln, geboren in Eisenstadt 1940) ist einer, der sich ständig fortbewegt. 1960 – 1963 Besuch der Akademie der Bildenden Künste, Wien; Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin. Von 1966 – 1970 Assistent bei Max Weiler in Wien. Auszeichnungen unter anderem: 1965 Joanneum-Kunstpreis, 1969 Kunstpreis des Landes Steiermark, 1977 Burgenländischer Landespreis für bildende Kunst. Zusammenarbeit unter anderem mit H.C. Artmann (Künstlerbuch), André Heller (Bühnenbild und Kostüm für eine Szene / Arie im Film „Jessye Norman“), Hans Theessink (Platten- und CD-Cover „Jedermann Remixed“). Pongratz ist nicht nur ein genialer Künstler und Meister seines Faches, sondern auch einer, der gerne polarisiert. (Anm. der Autorin: Vor allem über den Akademismus, von dem sich auch viele Sammler beeindruckt zeigen). Das Essl-Museum („SE-Sammlung Essl GmbH“) widmete Pongratz im Frühjahr eine große Ausstellung. In der Sammlung von Agnes und Karlheinz Essl war Peter Pongratz Mitte der 1970er Jahre einer der ersten Künstler im Repertoire der damals noch jungen Essl-Sammlung. Peter Pongratz lebt in Wien und auf Korcula.
Wenn mir ein Bild gefällt, kann ich in den seltensten Fällen genau sagen warum. Ich bin wirklich ein Bilderfreak.
Wie es begann
Aufgefallen ist sein Talent zum Zeichnen bereits in der Volksschule und so erhielt er schon als kleiner Bub viel Lob, was für das Kind natürlich motivierend war und Kinder im Allgemeinen beflügelt. Eine starke Beflügelung erhielt Peter Pongratz während eines dreimonatigen Aufenthalts in Norwegen. Dort malte er, fasziniert vor der traumhaften Kulisse der norwegischen Fjorde, einen Sonnenuntergang. Auch dort erhielt der „junge Künstler“ abermals viel Lob von der kunstinteressierten Familie, bei der er während seines Aufenthaltes wohnte. Aber eigenartigerweise startete Peter Pongratz seine Künstlerkarriere nicht als Maler, sondern als Berufsmusiker und Bühnenbildner. Es war der Jazz, der den jungen Intellektuellen faszinierte. „Jazzmusik war für mich wahnsinnig wichtig,“ so Pongratz im Gespräch. Er spielte bereits mit 15 Jahren in verschiedenen Grazer Jazzformationen als Schlagzeuger, unter anderem mit dem bekannten Jazzer Harry Neuwirth am Jazzpiano, und stand auch sehr bald in engem Kontakt mit der Literaturszene und den Großen der österreichischen Literatur wie Peter Handke, Gerhard Roth und dem 2005 verstorbenen Dramatiker Wolfgang Bauer.
Mit Handke und Roth ist der Künstler auch heute noch in enger Freundschaft verbunden. Vor allem die Gründung des internationalen Grazer Kunst-Event „Steirischer Herbst“ brachte ihn mit den Literaten zusammen und so erlebte Peter Pongratz in den 60er Jahren dessen Entstehung und Entwicklung hautnah aber auch als Aktiver mit. Relativ spät, mit 21 Jahren, führte sein Weg in die Kunstszene, in die er nicht mit der Malerei, sondern mit der Druckgrafik startete. Dass es mit der Malerei ernst wurde, dafür sorgte der damals bekannte Grazer Architekt Friedrich Zotter. Dieser gab den Anstoß für ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien. In der Villa des Architekten wurde Peter Pongratz mit der bildenden Kunst erstmals so richtig vertraut. „Es hingen dort wunderbare Thöny-Bilder“ (Eduard Thöny), erinnert sich der Künstler. Der berühmte Architekt und seine Familie hätten dem jungen Pongratz sogar das Studium an der Akademie finanziert, wäre sein Vater mit dem Kunststudium einverstanden gewesen. Dem war jedoch nicht so.
1960 ging es dann an die Akademie in Wien. So richtig behagt hatte es dem Burgenland-Steirer (Peter Pongratz ist gebürtiger Eisenstädter) am Schillerplatz jedoch nicht. Die Akademie empfand er eher hemmend. Peter Pongratz war seiner Zeit stets voraus. „Möglicherweise war ich damals der Einzige am Schillerplatz, der etwas von COBRA (die Gruppe COBRA erforderte eine Volkskunst, die es allen Menschen ermöglichen sollte, ihre Kreativität zu entfalten, Peter Pongratz hatte diese Gruppe 1960 erstmals entdeckt) oder vom holländischen Künstler Willem de Kooning und solchen Künstlern gehört und eine vage Vorstellung von ihren Arbeiten hatte“, so Pongratz über seine ihn wenig inspirierende Akademiezeit. Sagen wir so: Der Akademismus allein war nicht gerade das, wovon er als junger Künstler geträumt hatte. Und das sagt einer, der 1966 von Max Weiler als dessen Assistent an die Akademie geholt wurde. Im März 1966 übersiedelte Pongratz zum Unterrichten von Graz nach Wien.


Bilderleben
Ein Peter Pongratz bleibt nicht auf Schiene, sondern bewegt sich auch abseits der Schiene. Deshalb, weil Stagnation ein Fremdwort für den heute 75jährigen geblieben ist. In der Malerei sowie im Leben sammelte er durch Studien, unter anderem durch Reisen nach Australien und in die Südsee, viele Eindrücke. Die brillante Umsetzung erfolgt jeweils in Bildern. „Mein Leben ist auf Bildern aufgebaut, das ist meine Form zu kommunizieren“, betont Pongratz. Der Künstler scheut auch nie vor einem Thema zurück, welches ihn in irgendeiner Weise stark bewegt hatte und bewegt. Dies kommt vor allem in seiner Serie „Das Herz der Finsternis“ zum Ausdruck. In diesem Zyklus setzte er sich mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien auseinander. Pongratz ist bis heute ungebrochen seiner Art zu malen treu geblieben. Nie hatte er sich irgendwelchen Moden angehängt, nie in einer ganz bestimmten Weise gemalt, nie festgehalten, sondern wild, leidenschaftlich, aufgeregt gemalt und „aus dem Herzen kommend.“ In einem Interview mit dem Südtiroler Kunsthistoriker, Autor und Kurator, Günther Oberhollenzer, sagte Pongratz: „Wenn mir ein Bild gefällt, kann ich in den seltensten Fällen genau sagen warum. Ich bin wirklich ein Bilderfreak.“ Und zur Autorin dieses Berichts: „Ich möchte, dass es mir selbst gefällt und experimentiere gerne.“ Um dem verstorbenen Museumsdirektor Otto Breicha nach dem Mund zu reden: „Es ist schier unmöglich von der Ausdrucksfähigkeit eines Pongratz nicht gefesselt zu werden.“ Empfehlung: Ein Buch über Peter Pongratz ist im Shop des Essl-Museum in Klosterneuburg erhältlich.