Sein und Schein, Wirklichkeit und Täuschung

Im Wunderland von Thomas Riess

Die Elek­tro­hal­le Rhom­berg prä­sen­tiert die ers­te Ein­zel­aus­stel­lung des öster­rei­chi­schen Künst­lers Tho­mas Riess unter dem Titel WONDERLAND. „Whe­re are we now?“, das frag­te sich schon David Bowie in sei­nem gleich­na­mi­gen Lied aus dem Jahr 2013.

Wo wir nun wirk­lich sind und sein wer­den, wis­sen wir in die­sem Jahr noch weni­ger, als je zuvor. Eben jene Fra­gen bil­den für Tho­mas Riess’ Male­rei den Nähr­bo­den für Land­schaf­ten vol­ler Fakt und Fik­ti­on, Träu­me und Illusionen.

In sei­ner Ein­zel­aus­stel­lung WONDERLAND ent­führt uns Tho­mas Riess in eine sol­che Traum­land­schaft, sein Wun­der­land. Sei­ne Male­rei, die foto­rea­lis­tisch anmu­tet und die Foto­gra­fie als ihren Ursprung hat, ist in per­ma­nen­ter Dyna­mik und Ver­wand­lung. Die Gesich­ter der Prot­ago­nis­ten wer­den durch ver­wisch­te Ele­men­te aus ihrem Rea­lis­mus genom­men und der Abs­trak­ti­on hin­ge­ge­ben. Wun­der­schön anmu­ten­de Land­schaf­ten wer­den von arche­ty­pi­schen abs­trak­ten Erschei­nun­gen, den soge­nann­ten „Blurs“ bereist und erschaf­fen so eine fik­tio­na­le Ebe­ne inmit­ten der prä­zi­sen Male­rei des Künst­lers. Eine Asso­zia­ti­on hin zum Meta­phy­si­schen wird erweckt.

In der momen­ta­nen Zeit gera­de­zu visio­när erschei­nen die Gesich­ter sei­ner abge­bil­de­ten Per­so­nen – ver­schwom­men erin­nern sie stark an jene Iden­ti­täts­ver­zerr­ten des täg­li­chen Lebens – per­fekt kom­po­nier­te Indi­vi­du­en, ver­steckt hin­ter Mas­ken oder insze­niert in den see­len­lo­sen Wei­ten des Inter­nets, jenes in Sze­ne gesetz­tes Main­stream­wun­der­lan­des. Sei­ne alt­meis­ter­lich dar­ge­stell­ten Sze­ne­rien, durch­le­ben mit­un­ter einen male­ri­schen Ver­wand­lungs­pro­zess. Die meist nach Vor­la­gen aus Zeit­schrif­ten ent­stan­de­nen Bil­der, las­sen das Sub­jekt zum Objekt wer­den – was bleibt ist Fas­zi­na­ti­on und Neu­gier­de über das, was ver­bor­gen ist. So ver­la­gert sich der Schwer­punkt die­ser Male­rei­en: Infor­ma­ti­ons­trä­ger sind nicht län­ger die figu­ra­ti­ven Ele­men­te, statt­des­sen über­nimmt das Nicht-Sicht­ba­re den nar­ra­ti­ven Part und stößt zahl­rei­che Asso­zia­ti­ons­ket­ten an.

Riess ent­tarnt in sei­nen Arbei­ten auch die rea­lis­ti­sche Male­rei als Illu­si­on. Das Abs­trak­te stellt das Abge­bil­de­te in Fra­ge. Gera­de das Titel­bild „Iko­ne“ ver­kör­pert die­sen Pro­zess am anschau­lichs­ten. Der Kör­per der selbst­be­wusst anmu­ten­den und dies­mal mit teil­wei­se sicht­ba­rem Gesicht dar­ge­stell­ten Frau, löst sich in eine Fabel­welt der Abs­trak­ti­on auf und gewährt uns auf direk­te Wei­se den Ein­tritt in ein „Wun­der­land“. Sein und Schein, Wirk­lich­keit und Täu­schung erfah­ren so in den Wer­ken von Tho­mas Riess eine irri­tie­ren­de und glei­cher­ma­ßen fas­zi­nie­ren­de Visualisierung.

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