Die traurige Odyssee des Malers und Bildhauers Antonio Ligabue, der nicht nur in Italien, sondern auch international auf großes Interesse stieß, begann am 18. Dezember 1899 im Zürcher Frauenspital: Er wurde, da sein Vater unbekannt war, unter dem Nachnamen seiner Mutter Elisabetta Costa eingetragen, die damals 28 Jahre alt war, in Frauenfeld im Kanton Thurgau lebte und Fabrikarbeiterin war. Elisabetta lernte einen anderen italienischen Emigranten kennen, Bonfiglio Laccabue, der aus Gualtieri (Reggio Emilia) stammte; die beiden heirateten und im März 1901 legitimierte Bonfiglio den kleinen Antonio, indem er ihm seinen eigenen Nachnamen gab und ihn zum Bürger von Gualtieri machte: Antonio Costa wurde Antonio Laccabue, ohne jedoch Mitglied einer richtigen Familie zu sein, denn im September 1900, als er erst neun Monate alt war, wurde er in die Obhut eines älteren Ehepaars gegeben: Johannes Valentin Göbel, ein deutscher Einwanderer, der als Zimmermann arbeitete, und Elise Hanselmann, eine evangelische Schweizerin.
Die beiden Familien – die leibliche und die Adoptivfamilie – verbindet das gleiche Schicksal der Auswanderung, der Prekarität und der Not: Die Familie Laccabue zieht auf der Suche nach neuen Arbeitsmöglichkeiten immer wieder in die Deutschschweiz um; die Familie Göbel wechselt ebenfalls häufig ihren Wohnort, zwischen Tablat und St. Gallen. Aus der Ehe zwischen Elisabetta und Bonfiglio gingen vier Kinder hervor, von denen eines früh an einer Krankheit starb.
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