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Ein Besuch in der HausSchneiderei von Baufritz und ein Gespräch mit Unternehmerin Dagmar Fritz-Kramer.
Es ist an einem Nachmittag im Frühling, als wir das Gelände von Baufritz in Erkheim im Allgäu betreten. Die Luft ist klar, die Wege von feinem Kies gesäumt, und über allem liegt eine fast meditative Ruhe – unterbrochen nur vom aufmerksamen Vogelruf oder dem Knirschen unserer Schritte. Schon der Spaziergang zur sogenannten »HausSchneiderei« wirkt wie eine architektonische Komposition. An einem Weg, der mit Gedanken zum Leben gesäumt ist, begegnen wir nicht nur Bäumen, sondern auch Skulpturen und Botschaften: »Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade daraus« steht da sinngemäß. Ein Satz, der augenzwinkernd und doch tiefsinnig zusammenfasst, worum es im Leben – und vielleicht auch im Bauen – geht: um Wandlung, Haltung und ein gutes Maß an Zuversicht.
Im Inneren der HausSchneiderei öffnet sich uns eine Welt, die in der Atmosphäre an ein Atelier erinnert – nur dass hier keine Bilder, sondern Lebensräume entstehen. Materialien, Farben, Licht – alles ist darauf ausgerichtet, nicht nur ein Haus, sondern ein Zuhause entstehen zu lassen. Ein Ort, an dem das Glück atmen darf. Hier treffen wir Dagmar Fritz-Kramer, CEO von Baufritz, eine Frau mit Haltung, Charisma und einem beeindruckenden Gespür für die feinen Verbindungen zwischen Umwelt, Gesundheit, Design und Emotion. »Ich glaube nicht, dass Architektur nur Raum ist«, sagt sie. »Architektur ist Gefühl, Atmosphäre und letztlich ein Versprechen.«
Dagmar Fritz-Kramer, CEO Bau-Fritz GmbH & Co. KG, Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2023
DIE KUNST DES BAUENS – UND DES ZUHÖRENS
Seit nun fast 130 Jahren baut Baufritz Häuser – oder wie Fritz-Kramer es ausdrückt: »Wir gestalten Räume, in denen Menschen sich selbst besser
begegnen können.« Das beginnt bei den Materialien: einmal verbaut, begleiten sie einen das Leben lang. Baufritz verwendet ausschließlich schadstoffgeprüfte Produkte und unterzieht alles, was an Baustoffen zum Einsatz kommen soll, zuvor einer gründlichen baubiologischen Emissionsbewertung. Ihre Mutter, erzählt sie, sei in den 1980er-Jahren schwer erkrankt, woraufhin die Familie begann, alle Baustoffe radikal zu hinterfragen. Die Folge: ein radikaler Wandel im Denken, in der Produktion, in der Verantwortung. Heute garantiert Baufritz gesundes Bauen – und das nicht nur ideell, sondern messbar. Jedes Haus wird vor dem Einzug geprüft, um sicherzustellen, dass es die strengen baubiologischen Grenzwerte unterschreitet. Eine weitere Prüfung erfolgt 100 Tage nach Bezug. »Die Menschen denken oft, sie schauen ein Haus mit den Augen an. Aber der erste Kontakt erfolgt über die Nase«, erklärt Fritz-Kramer. »Wenn wir einen Raum betreten, entscheiden unsere Sinne in Millisekunden, ob wir uns sicher fühlen. Und Sicherheit ist die Basis von Wohlgefühl – und damit von Glück.« Fritz-Kramer bringt es auf den Punkt: »Alles, was verblendet oder verklebt ist, wirkt auf uns oft wie eine Lüge. Reine Materialien fühlen sich einfach ehrlicher an. Man merkt sofort: Hier ist alles stimmig.«
HAUSSICHT BY ALFREDO HÄBERLI – ARCHITEKTUR ALS STATEMENT
In unserem Gespräch kommen wir auch auf das Konzepthaus »Haussicht by Alfredo Häberli« zu sprechen – jenes Meisterstück der Baukunst, das uns beim Rundgang sofort in seinen Bann zog. Von außen minimalistisch, mit klaren Linien und einem fein gesetzten Spiel aus Holz, Licht und Glas. Von innen eine Offenbarung: Räume, die atmen; Ausblicke, die schweigen; eine Atmosphäre, die wie ein leises Einverständnis mit der Welt wirkt. »Dieses Haus ist kein Haus von der Stange. Es ist vielmehr ein Gedankenmodell «, sagt Fritz-Kramer. »Es zeigt, was möglich ist, wenn Nachhaltigkeit, Architektur und Gestaltung auf einem gemeinsamen Fundament stehen. Wir wollen den Kunden nicht limitieren. Es gibt bei uns kein »Haus Hannelore in Grün« – jedes Haus entsteht individuell, von Grund auf, wie ein Maßanzug«, betont Fritz-Kramer. »Und ja, das geht auch mit ökologischen Baustoffen.« Dabei ist es gerade die Verbindung von handwerklicher Präzision und technischer Raffinesse, die Baufritz´auszeichnet. Jedes Haus wird individuell entworfen, digital als Zwilling vorgeplant, mit millimetergenauer CNC-Technik gefertigt und in wenigen Tagen vor Ort aufgestellt. Doch trotz aller industrieller Perfektion bleibt das zentrale Element das Menschliche. »Wir sind kein Fertighausanbieter«, betont sie. »Wir sind ein Architekturbüro mit Manufaktur.«
Das soll ein Einfamilienhaus sein? Nun ja, es ist eines, aber ein ganz besonderes. Das Baufritz Konzepthaus Haussicht
DIE KUNST, KUNST ZU INTEGRIEREN
Das Gespräch führt uns auch zur bildenden Kunst – ein Thema, das bei Baufritz nicht dekorative Staffage, sondern tief in der Unternehmenskultur verwurzelt ist. So entstand etwa die Skulptur »Miteinander« auf dem Firmengelände gemeinsam mit Auszubildenden und ein Samenkorn zum 120-jährigen Jubiläum, das die Wünsche der Mitarbeiter und Kunden in sich trägt – als stille Botschaft an die Zukunft, beide gestaltet von Künstlerin Agnes Keil. Und 1996 - zum 100. entstand bereits ein eindrucksvolles Projekt mit dem Künstler Dieter Kunerth, die DENK-WERK-STATT Holzkopf, ein vierstöckiges Office-Gebäude und ein skulpturales Holzkopfporträt als Denkmal für kreative Freiheit – übrigens Europas größter Holzkopf. Ikonisch zwischenzeitlich, thront er direkt an der A96 zwischen München und Memmingen. »Kunst braucht Raum – und Raum braucht Kunst«, sagt Fritz-Kramer. »Es geht nicht darum, Kunstwerke unterzubringen. Es geht um die Wechselwirkung. Kunst verändert den Blick auf Architektur. Und gute Architektur gibt der Kunst den Atem, den sie braucht.« Das ist keine Floskel. Bei manchen Baufritz-Projekten werden sogar die Werke der Kunden mitgeplant – seien es großformatige Gemälde, historische Skulpturen oder textile Relikte mit familiärer Geschichte.
PALUDI – DAS NEUE GOLD DES BAUENS
Ein zukunftsweisendes Beispiel für ökologische Innovation ist die Arbeit mit den Paludi Kulturen. Paludikultur ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Ein traditionelles Beispiel dafür ist der Anbau von Schilf für Dachreet. Neue innovative und nachhaltige Nutzungen sind etwa der Einsatz als Rohstoff für die Papier- und Verpackungsindustrie, für Bau- und Dämmstoffe, Möbel und Holzwerkstoffe, Textilfasern oder Bio-Kunststoffe und chemische Grundstoffe. Intakte Moore sind Klimaschützer, weil sie Treibhausgase aufnehmen und als Kohlenstoff in ihren Torfen festlegen. Torfe bestehen aus abgestorbenen und unter Wasser nicht abgebauten Pflanzenresten. Moore, die nur 3 % der Landfläche weltweit bedecken, speichern daher überproportional viel davon: rund 600 Milliarden Tonnen. Das ist etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Biomasse aller Wälder der Erde gespeichert ist. Die Wälder machen dagegen rund 30 % der Landfläche aus. Als Partner in der Allianz der Pioniere unterstützt Baufritz den Klima- und Biodiversitätsschutz gemeinsam mit der Umweltstiftung Michael Otto, der Michael Succow Stiftung über die toMOORow Initiative. Aus dem widerstandsfähigen Gras der wiedervernässten Moorflächen entstehen aktuell Prototypen für Türfüllungen, Trockenbauplatten und Verpackungen – ein Meilenstein in Richtung zirkuläres, verantwortungsbewusstes Bauen. Doch damit nicht genug: Dieses ökologische Engagement wurde 2025 um eine künstlerische Perspektive erweitert. Gemeinsam mit dem Künstler Peter Kohl entstand das Projekt »Paludi, Froschgesicht – Das Baugewand wohnt im Moor«, das nicht nur die ästhetische Dimension des Materials sichtbar macht, sondern auch seine tiefere Bedeutung als kultureller Träger im Dialog zwischen Natur und Architektur reflektiert. In einer Serie von Kunstwerken verbindet Kohl das neue Material mit existenziellen Fragen unserer Zeit: über Ressourcen, Identität, Erinnerung. Entstanden sind Gemälde, die als Materialgedächtnis funktionieren – sichtbar gewordene Zukunft. »Das ist für mich gelebte Transformation«, sagt Dagmar Fritz-Kramer. »Wenn aus einem natürlichen Rohstoff ein Werkstoff wird – und aus diesem Werkstoff schließlich Kunst –, dann haben wir einen Kreislauf geschaffen, der weit über Funktionalität hinausgeht.«
DIE ARCHITEKTUR DES GLÜCKS
Wir sprechen über Glück. Über das, was bleibt, wenn alles perfekt geplant und gebaut ist.Und über die Momente, in denen ein Haus mehr wird als vier Wände. »Ein Haus ist gelungen, wenn die Menschen sich darin aufgehoben fühlen. Manche Menschen brauchen das Gefühl von Weite und Ausblick, andere eher Geborgenheit wie in einer Höhle«, sagt sie. »Unsere Aufgabe ist es, diese persönliche Tonalität zu erkennen und architektonisch umzusetzen. Wenn sie im Wohnzimmer sitzen und plötzlich bemerken, wie schön der Blick aus dem Fenster ist. Oder wenn sie spüren, dass die Stille nicht leer, sondern erfüllend ist.«Für die Unternehmerin ist Glück ein Sonnenuntergang über dem eigenen Garten – oder das Gefühl, aus einem schwierigen Grundstück mit Geschick und Intuition ein kleines Paradies geschaffen zu haben. »Ich wohne auf einem schmalen Randgrundstück, das niemand haben wollte. Und heute glaube ich: Es war das beste Stück weit und breit.« Unser Gespräch hinterlässt das Gefühl, nicht nur über Architektur, sondern über Leben, über Zukunft gesprochen zu haben. Und über die große Kunst, das Wesentliche in den Blick zu rücken. »Früher hat man gebaut, ohne sich zu fragen, was danach kommt«, sagt Fritz-Kramer reflektiert. »Heute müssen wir Verantwortung übernehmen – auch dafür, was wir der nächsten Generation hinterlassen.« Und hier arbeitet Baufritz derzeit engagiert an einem neuen Zukunftsprojekt. »Allzu viel darf ich noch nicht verraten, aber es geht um Upcycling. In alten Materialien steckt Atmosphäre – und Energie. Ein alter Dachziegel hat einen operativen CO2 Wert nahe null. Das ist gelebte Nachhaltigkeit voller Geschichte, die wir gezielt ausschöpfen möchten.« Typisch Baufritz und HausSchneiderei – ein Labor für Atmosphären, das stets in Bewegung bleibt.